„Wenn Liebe loslässt – Warum echte Resilienz mit Akzeptanz beginnt“
Ich sitze am Deich. Neben mir: meine Mutter.
Der Blick aufs Meer. Der Wind in ihrem Gesicht.
Und ich weiß: Diese gemeinsame Zeit ist endlich. Vielleicht bleiben uns noch zwei bis vier Jahre. Vielleicht weniger.
Was bleibt, ist ein dumpfer Schmerz in der Brust. Und gleichzeitig: Dankbarkeit.
Wir haben sie mit in den Urlaub genommen – vielleicht zum letzten Mal.
Ich merke: Ich kann ihre Alterung nicht aufhalten.
Aber ich kann annehmen, dass das Leben seinen eigenen Rhythmus hat.
Und plötzlich begreife ich auf der kognitiven Ebene:
Resilienz beginnt nicht mit Stärke. Sondern mit Akzeptanz.
Doch emotional damit zu leben – das ist noch einmal eine andere Geschichte.
Was Akzeptanz wirklich bedeutet:
Akzeptanz ist kein Aufgeben.
➡️ Es ist ein bewusstes Annehmen der Realität – auch wenn sie weh tut.
Resilienz heißt nicht, immer stark zu sein.
➡️ Es heißt, auch Zerbrechlichkeit zuzulassen, ohne an ihr zu zerbrechen.
Akzeptanz ist keine rein geistige Einsicht.
➡️ Sie will gefühlt, verdaut, getragen werden. Und das braucht Zeit. Und Selbstfürsorge.
➡️ Und sie geht oft Hand in Hand mit einem der schwersten Schritte überhaupt: dem Loslassen.
Denn Loslassen macht Angst.
Was, wenn danach Leere kommt?
Was, wenn das, was ich loslasse, mich doch ausgemacht hat?
Was, wenn ich nicht weiß, wer ich ohne den anderen, ohne die vertraute Situation bin?
Doch vielleicht ist Loslassen nicht das Ende.
Vielleicht ist es die Öffnung für etwas Neues.
Ein Raum, in dem nicht nur Verlust wohnt – sondern auch Würde.
Und manchmal sogar Frieden.
Ich kann den geistigen und körperlichen Abbau meiner Mutter nicht stoppen.
Aber ich kann meine Zeit mit ihr bewusst gestalten.
Ich kann lieben, ohne festzuhalten.
Ich kann traurig sein, ohne zu verzweifeln.
Und ich kann mir jeden Tag sagen:
Ich tue, was ich kann. Und das ist genug.
Vielleicht macht es für Dich Sinn, Dir mal folgende Fragen zu stellen:
- Was fällt dir gerade schwer zu akzeptieren❓
- Wo verstehst du es schon im Kopf – aber dein Herz hinkt noch hinterher❓
- Welche Form von Selbstfürsorge brauchst du gerade❓
- Wie könntest du dir selbst geduldiger begegnen❓
Wenn du gerade selbst mit einem Abschied, mit dem Älterwerden deiner Eltern oder dem Thema Loslassen zu tun hast:
Du bist nicht allein.
Und vielleicht findest du genau dort – in der Akzeptanz – auch ein kleines Stück Frieden.
Ein Gedanke, ein Satz, der mir gerade zufliegt, fasst es schön zusammen:
„Akzeptanz ist der leise Mut, das Leben zu umarmen – so wie es ist.“
– Roland Wagenhäuser